Unser Begegnungszentrum ist auch ein Ort, wo sich Bücherwürmer, Leseratten und Menschen mit eigenem literarischem Schaffensdrang zu Hause fühlen. Wolfgang Rill moderiert “Die Schreibwerkstatt” des Begegnungszentrums.
Guten Tag, mein Name ist Wolfgang Rill und neben meinem eigenen literarischen Schaffen treffe ich mich regelmässig mit Gleichgesinnten in der Schreibwerkstatt des Begegnungszentrums (BZP).
Unsere Schreibrunde könnte man auch als eine Orchideenblüte am Palmenbaum des Zentrums bezeichnen. „Schreiben? Ich lese ja nicht einmal. Ich trinke!“ – Solche und ähnliche Äußerungen hört man, wenn man erzählt, dass es im BZP auch eine wöchentliche Schreibrunde gibt. Vorbehalte gibt es immer wieder. Sie reichen zum Teil bis in jene unseligen Zeiten zurück, in denen der Lehrer den Schulaufsatz mit der Bemerkung zurückgab: „Du solltest mal versuchen, ein wenig Deutsch zu lernen.“
Solche Bemerkungen gibt es bei uns nicht. Wir sprechen zwar auch über die Texte, die wir gerade geschrieben haben, aber, wie gesagt, wir sprechen über die Texte, nicht über den Autor. Wir sagen zum Beispiel nicht: „Was musst du für eine kranke Fantasie haben, dass dir so etwas einfällt.“ Stattdessen sagen wir: „Das ist inhaltlich originell. Aber bei der Sprache schlage ich dir diese und jene Verbesserung vor.“
Wie läuft so eine Schreibrunde ab? Im Gegensatz zu vielen creative-writing-Kursen, die es so gibt, soll bei uns wirklich geschrieben werden. Allerdings wollen wir auch etwas über das Schreiben lernen.
So bestand der Ablauf ursprünglich aus drei Phasen: eine Theoriephase, eine Schreibphase und eine Besprechungsphase. Die angesetzte Zeit von zwei Stunden reicht meist nicht aus, oft sitzen wir noch länger beieinander.
In der Theoriephase besprechen wir jeweils ein Kapitel des Heftes „Vom Wagnis, es mit den Wörtern aufzunehmen“. Das ist eine Zusammenstellung von Materialien zu Themen wie: „Floskeln, Leerformeln, Füllwörter vermeiden“, „Wie lasse ich meine Figuren reden?“, „Bilder, Vergleiche, Metaphern“ und anderes. Oft sind diese Kapitel schon mit kleinen Schreibübungen verbunden.
In der Schreibphase hängt viel davon ab, wer da ist. Haben wir Neulinge unter uns, so machen wir gern ein „Schreibspiel“. Die „Mini-Anthologie“ ist hier beliebt, bei der per Abstimmung ein Themenwort gekürt wird. Auch die „Gewickelte Person“ wird gern durchexerziert oder die „kalte Akte“, die „Landschaft in Stichworten“ oder das „Ich erinnere mich“. Letztere sind besonders für Anfänger zu empfehlen. Wir sitzen da und schreiben. Stille im Raum. Mancher braucht ein paar Minuten, bis er in seinen Text reinkommt, dann aber geschieht es manchmal, dass er gar nicht mehr aufhören will. Oft schreiben wir über eine Stunde und der Leiter hat seine liebe Not, die Sache vorläufig zu Ende zu bringen. Nichts muss fertig werden. Wenn man will, kann man zu Hause oder in der nächsten Schreibrunde weiter machen. Ganze Romane sind so schon entstanden.
In der Phase der Besprechungen losen wir zunächst die Reihenfolge aus. Jeder soll lesen, auch wenn er meint, Seins sei „heute nicht gelungen“ und er sei „selbst nicht zufrieden“. Oft stellt sich heraus, dass der Text trotzdem spannend ist. Wir versuchen, die gelungenen Stellen zu loben, weniger Gelungenes zu benennen und aus dem Text zusätzliches Potential heraus zu kitzeln. Sehr nützlich ist es, schon beim Zuhören Notizen zu machen, so dass man nachher konkreter auf einzelne Formulierungen eingehen kann.
Covid-bedingt ist die Schreibrunde arg zusammengeschrumpft und wir wollen nach der Sommerpause ab September 2023 einen Neustart wagen. Also, wir brauchen neue Mitschreiber! Hast du nicht Lust? Wolltest du nicht schon öfter mal etwas aufschreiben, was du erlebt hast oder was in deiner Fantasie herumspukt? Dann komm zu uns! Wir treffen uns dann wieder einmal in der Woche im Begegnungszentrum Pattaya. Wann entnehmt ihr bitte dem Wochenprogramm.
Hinweis der Redaktion: Unsere Autoren - Peter Hirsekorn, Wolfram Reda und Wolfgang Rill - haben auf dieser website auch eine eigene Autorenseite oder sind dabei, diese zu erstellen.